Rücksichtnahme in der Brut- und Setzzeit

„Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo die eines Anderen beginnt.“

 

Wir sind mittendrin, in der Brut- und Setzzeit, und haben das Glück, in Rheinland-Pfalz keiner generellen Leinenpflicht ausgesetzt zu sein. Davon profitieren unsere Hunde, denn sie können sich auch zu dieser Zeit frei bewegen. Sich frei bewegen zu können ist für unsere Hunde wichtig, denn sie sind Lauftiere und brauchen die freie Bewegung für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Das sollte aber nicht bedeuten, dass der Hund unkontrolliert durch die Gegend marschiert und die Grenzen seiner Umwelt überschreitet, denn immer wieder kommt es zu Verletzungen bei Wildtieren durch freilaufende Hunde.

 

Wenn es um das Thema Jagen geht, haben viele im Kopf, dass es etwas Unkontrollierbares ist, ein Trieb, den der Hund ausleben muss. Dem ist aber nicht so, denn Jagen hat schon lange nicht mehr seine ehemalige Funktion, den Nahrungserwerb, sondern ist ein Luxus, den sich fitte und wohlgenährte Hunde gönnen. Auch Jagdhunde zählen dazu, denn auch diese müssen nicht zwangsweise jagen, sondern wurden dahingehend selektiert, ihren Job gut zu machen. Das beinhaltet verschiedene Verhaltensweisen, die dadurch genetisch verankert sind, jedoch bedeutete der Job meistens genau das, was sich viele für den Alltag wünschen: Kontrolle im/über das Jagdverhalten. Unserer Erfahrung nach jagen die meisten Hunde nicht, weil sie es müssen, sondern weil sie es können. „Gelegenheit macht Diebe“ könnte man auch sagen und so ergreifen viele Hunde Chancen, die sich ihnen auf ihren Spaziergängen bieten.

 

Der Ursprung findet sich meistens darin, dass der Hund sich, abgesehen von Außenreizen, sowieso schon „bitten lässt“, selber entscheidet, wann es sich lohnt, zu kommen und wann nicht, keine Gesprächsbereitschaft und Verbindung zu seinem Menschen pflegt, sobald es aus der Tür rausgeht, sich viel zu weit entfernt/entfernen darf, gelernt hat, dass er schneller rennen kann als der Mensch und ihm keine Konsequenzen drohen... Oder anders ausgedrückt: das Problem ist meistens nicht das Jagen, sondern der grundlegende Tenor in der Beziehung zwischen Mensch und Hund - das Jagen ist dabei oft nur die Spitze des Eisberges.

 

Ist man sich dessen bewusst, wird klar, dass es möglich ist, viele, nicht alle, Hunde frei laufen zu lassen und trotzdem Rücksicht auf seine Umwelt und, in dem Fall Wildtiere, zu nehmen. Es ist nicht zwangsweise bei allen Hunden notwendig, sie permanent an die Leine zu nehmen, solange eine relativ hohe Zuverlässigkeit gegeben ist. Ist jedoch bekannt, dass es in einem Gebiet viel Wild gibt und der Hund (noch) nicht zuverlässig ist, es uneinsichtig ist, ist die beste und stressfreieste Variante natürlich die (Schlepp)Leine oder auch ein Maulkorb.

 

Hat der Hund ein großes Bedürfnis nach Hetzen, Packen oder Suchen kann ich ihm Alternativen schaffen, die der Hund gemeinsam mit mir und nur mit meiner Freigabe ausleben darf. Dies schafft den Ausgleich dafür, dass das Jagen von Tieren grundsätzlich verboten ist, denn das sollte selbstverständlich sein. Ich habe nicht nur die Verantwortung für meinen Hund, sondern auch durch dessen Haltung Verantwortung für meine Umwelt.